Zucht von Skorpionen und Spinnen
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Marokko 2015
Persönlicher Reisebericht: Marokko Herbst 2015

"Alle Jahre wieder"
So könnte das Motto meiner letzten abenteuerlichen Reise lauten.
Im Jahre 2015 hat es mich abermals auf eine spannende Reise in das wunderschöne und vielfältige Marokko gezogen, doch diesmal hat mich meine liebe Freundin Britta auf diesem Abenteuer begleitet. Es lag mir sehr am Herzen ihr dieses wunderschöne Land mit dessen vielfältigen Natur, der atemberaubenden Landschaft und den herzlichen Menschen näher zu bringen. Besonders in diesen aufgewühlten Zeiten voller finsterer Fernsehreportagen und reißerischen Zeitungs- und Internetartikeln finde ich es wichtig, die muslimisch arabische Kultur in seiner Echtheit und ganz unverfälscht zu erleben.
Immer wieder werde ich gefragt: "Hast du denn keine Angst dort? Fürchtest du nicht entführt oder ausgeraubt zu werden?" Ich verstehe den Ursprung dieser allgemeinen Ängste, aber dem ist so absolut nicht! Ich fühle mich in Marokko mit Abstand sicherer, als in der Berliner Innenstadt.

"Nicht schon wieder ein schnöder Reisebericht über Marokko!" werden einige jetzt denken und da habt ihr Recht. Ich sehe das genau so. Daher entschied ich mich schon während der Reise diesem Reisebericht eine andere Richtung zu geben. Diesmal hat Britta das Reisetagebuch geführt und ich werde im Folgenden ihre Notizen übertragen und ausformulieren. Für einige ist das vielleicht eine schöne Gelegenheit, eine solche Reise aus der Sicht einer Frau, die noch nie in Marokko oder einem anderen muslimischen Land war, betrachten zu können. Aber seid gewarnt, denn diesmal handelt es sich weniger um einen allzu spannenden Reisebericht, sondern eher um eine genauere Beschreibung des Landes und seinen Eigenheiten.
Dieser Bericht wird das Herz eines ambitionierten Skorpionzüchters und -halters nicht allzu hoch schlagen lassen, denn ich werde den biologischen Teil vernachlässigen. Natürlich lasse ich mir einige Kommentare zwischendurch nicht nehmen!

Zur Planung und Umsetzung: Im Gegensatz zu den beiden vergangenen Reisen mit Carlos, haben wir uns dazu entschieden, alle Nächte in dem selben Hotel zu verbringen und mit einem kleinen Mietwagen Tagestouren von circa 300-600km zu unternehmen. Dabei wählten wir das günstige, aber sehr gute Hotel "Anezi Tower" in Agadir aus - übermäßigen Luxus brauchen wir nicht. Das Auto wurde ein Hyundai I10, da wir keine Offroad-Touren geplant hatten und das Gepäck im Hotel zurück lassen konnten.
Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei Pollmann Flugreisen (www.pollmannflug.de) aus Straelen bedanken, die für uns immer günstige Angebote bei gutem Service parat haben!

Nundenn, so lasst uns beginnen und Britta von ihrem Abenteuer erzählen ...


Tag 1
Dienstag, der 22.09.15
Agadir Airport - Agadir


Der Tag begann mit Regen und Kälte, denn der Herbst hatte schonmal einen kleinen Besuch abgehalten und das Wetter war alles andere als schön.
Schon seit Tagen war ich freudig, nervös und aufgeregt zugleich, denn an diesem Tag sollte ich das erste mal in meinem Leben Europa hinter mir lassen und eine Reise in eine mir völlig unbekannte Welt antreten: Es ging nach Marokko! Auf einen anderen Kontinent: Nach Afrika!
Die Sachen waren gepackt, alles war geplant und vorbreitet. So fuhren wir mit dem Auto zum Flughafen, welcher auch kein besseres Wetter zu bieten hatte, und stellten dieses auf dem Langzeitparkplatz ab.
Wenn man noch nie geflogen ist - und dabei zähle ich meinen kurzen Inlandsflug vor einigen Jahren nicht mit - beginnt hier das große Abenteuer. Während Mark mit aller Seelenruhe, routiniert und eher gelangweilt auf den Flug wartete, steigerte sich meine Nervosität ins Unermessliche und ich lenkte mich wenig erfolgreich mit Sudoku ab.
Als es dann endlich los ging, war der Flug an sich eigentlich gar nicht schlimm, aber das Starten und Landen hinterließ doch ein sehr flaues Gefühl in meinem Magen. Die Zwischenlandung in Marrakesh hat die Sache alles andere als besser gemacht.
Endlich in Agadir angekommen war das Wetter zwar etwas windig, aber schön warm. Meine ersten Schritte in Afrika! Wow!
Nachdem wir ausgecheckt waren und unser Gepäck hatten, haben wir den Mietwagen abgeholt und unser Geld in Marrokanische Dirham gewechselt (Ein Euro sind circa 10,65 Dirham. Eins zu zehn ist da eine ganz praktische Umrechnung, wenn es unterwegs nicht allzu genau sein muss).

Anmerkung von Mark: Das war das erste mal in Marokko, dass ich den Mietwagen ohne Probleme bekommen habe! Ich musste keine extra Gebühr zahlen und nichts war beschädigt.
Derartige Vorfälle sollte man stets einrechnen! 2014 haben Carlos und ich wegen solchen Problemen einen halben Tag verloren.


Nun mussten wir nur noch das Hotel finden. Obwohl es dunkel war, fanden wir es doch relativ problemlos und nur mit einem kleinen Umweg, da Mark ungefähr wusste, wo es sich befindet. Die Innenstadt von Agadir ist einigermaßen übersichtlich und man kann sich ganz gut anhand des Küstenverlaufs orientieren. Zudem ist das Anezi Tower Hotel das höchste Gebäude in Agadir.
Der restliche Abend nach dem Einchecken im Hotel war kurz. Die Reise hatte uns ziemlich geschlaucht und wir gingen, nach einem  Blick vom Balkon auf das nächtliche Agadir, recht früh zu Bett, nachdem wir die Route für den nächsten Tag nochmal durchgesprochen haben.




Tag 2
Mittwoch, der 23.09.15
Agadir - Ait Baha - Agadir Tizrgane - Ait Baha - Agadir


Da wir immer noch müde und erschöpft von der Anreise waren, standen wir etwas später auf als geplant, sodass wir erst um 8:30 Uhr beim Frühstück waren.
Ich war etwas von der Vielfalt des Frühstücks enttäuscht, da dieses sonst laut Marks Erinnerungen viel reichhaltiger war, aber wir wurden trotzdem schön satt.

Anmerkung von Mark: Das ist das dritte mal, dass ich im Anezi Tower zu Gast war und die vergangenen beiden Male wurde deutlich mehr Auswahl beim Frühstück geboten. Allerdings waren diesmal nur sehr wenig Gäste im Hotel, sodass im Durchschnitt nur 5-10 Tische besetzt waren. Ich vermute, dass die Frühstücksmenge und Auswahl daher für diese Zeit reduziert wurde .

Nach dem Frühstück haben wir dann schnell unsere Sachen zusammen gepackt und machten uns auf die erste eigentlich sehr kurze Reise.
Unerwartet war an diesem Tage allerdings Markt und somit die Straßen mehr als überfüllt. Ungewöhnlich hohe Verkehrsdichte, viele Rad- und Mopedfahrer und überall Fußgänger machten Mark es sehr schwer sich durch den Verkehr zu kämpfen. "Richtig" zu fahren ist schwer in Marokko, denn am Ende fährt jeder so, wie es ihm grade passt. Es gibt kein klares Verkehrssystem und alles und jeder fährt auf der Straße, wie er es möchte. Von der Hupe wird sehr viel gebraucht gemacht, egal ob zur Warnung, zum Drängeln, zum Antreiben, als Gruß oder einfach nur aus Jux und Dollerei - meistens weiß man eh nicht, was gemeint ist.

Anmerkung von Mark: Ich habe bis heute nicht verstanden, wie Kreisverkehre dort funktionieren. Das ganze System is bar jeder Logik und die einzige Möglichkeit ist es, todesmutig hinein zu fahren und zu hoffen, dass irgendwer bremst!
Der Verkehr hat mich als Kleinstadtmensch stellenweise echt gestresst.


Auf dem Weg aus der Stadt heraus entdeckte ich direkt an einem großen Marktplatz eine tote Ziege einfach so am Rand liegen, als ob jemand die dort einfach hingeworfen hat und ich vermutete, dass die vom Markt kam und zum Abend hin entsorgt würde.
Mark war sichtlich erleichtert, als wir die stärker besiedelten Orte hinter uns ließen und in ländlichere Verhältnisse kamen. Der Verkehr ließ nach, genauso wie die Qualität der Straßen. Besonders im Anti-Atlas kann das Fahren zu einer größeren Herausforderung werden aufgrund von Schlaglöchern, schmalen Fahrbahnen, zerstörten Straßenrändern und keine Absicherungen zu den Steilhängen an den Fahrbahnrändern. Viele Straßen lassen sich mit einem normalen PKW auch gar nicht erst befahren.
Somit konnten wir nicht allzu schnell fahren und krochen zwischenzeitlich mit 20 km/h durch die Berge.
Zudem war die Orientierung nicht immer so einfach. Es gab zwar überall Straßenschilder, jedoch war oft nicht ganz klar, in welche Richtung diese verwiesen und auf der Karte fehlte ein Großteil der Straßen und Pisten, was zur Folge hatte, dass man oft nicht wirklich wusste wo man sich auf der Karte befand.
Praktische Hilfe waren dann oft die Wegmarker am Straßenrand, die mit Kilometerangabe auf die nächste größere Stadt verwiesen, sodass man wenigstens ahnte, ob man in die richtige Richtung fuhr.

Anmerkung von Mark: Ich fahre in Marokko stets ohne GPS und nur mit einer Karte (Von National Geographic - Adventure Travel Map) und dem Kompass. Das GPS Gerät nutze ich nur, um die Position von wissenschaftlich bedeutsamen Funden zu dokumentieren.
Es kann dann durchaus passieren, dass man unzählige Kilometer einer Straße folgt und keinen blassen Schimmer hat, ob man überhaupt in die richtige Richtung fährt oder der richtigen Straße folgt. Besonders die Straßen in den Gebirgen sind so verschlungen, dass man auch mit dem Kompass nicht mehr viel weiter kommt. Diese recht regelmäßigen Wegmarker sind dann eine ungeheure Erleichterung.

 
Unser Ziel war der Anti-Atlas hinter Ait Baha, um uns dort die Flora und Fauner genauer anzusehen.








Latrodectus tredecimguttatus mit Kokons


Olios sp.


Agame


Agame


Agame


Androctonus bourdoni - juvenil (Circa Instar 4)


Buthus cf. elmoutaouakili - 0.1 - Adult


Buthus cf. elmoutaouakili - 0.1 - Adult


Eigentlich habe ich erwartet dort meine ersten Schritte in der Wildnis Marokkos zu tun, aber Mark witterte eine gute Gelegenheit in einer Seitenstraße bei Biougra und fuhr diese dann ein Stück hinein und wir schauten nach, was es dort so unter den Steinen zu finden gab. Zugegebenermaßen hatte ich anfangs wirklich Angst mich in der kargen Gegend bei Biougra überhaupt zu bewegen, da ich stets damit rechnete, auf irgendeinen Skorpion oder eine Schlange zu treten. Nur langsam wurde mir bewusst, dass man sich dort - wie die Einheimischen - ganz normal bewegen kann, sofern man sein Umfeld im Auge behält. Während Mark fleißig und hochmotiviert Steine umdrehte, machte ich Fotos und sah mir - mit gehörigem Sicherheitsabstand - an, was man in so einer lebensfeindlichen Umgebung alles zu finden vermag. Am Ende traute ich mich dann sogar selbst einen Stein umzudrehen und erschrak furchtbar, als dort tatsächlich ein großer Skorpion ganz ruhig drunter saß.

Anmerkung von Mark: Brittas erste Schritte auf diesem brach liegenden Ackerland waren ein Bild für die Götter. Sie lief auf Zehenspitzen und im Schneckentempo, den Boden genau absuchend, über den Acker. Diese anfängliche Scheu ist aber gut nachzuvollziehen und anfangs durchaus sinnvoll, um sich mit den tatsächlichen Begebenheiten und den Gefahren der dortigen Natur vertraut zu machen.
Wir fanden an dieser Stelle tatsächlich ein paar Androctonus bourdoni - vornehmlich Jungtiere. Diese Lokalität hilft das Verbreitungsgebiet von A. bourdoni in Marokko noch näher beschreiben und eingrenzen zu können. Zudem fanden sich einige Buthus cf elmoutaouakili und Scorpio sp.
Es ist nicht ungewöhlich, dass diese drei Gattungen zusammen in einem Habitat vorkommen und es liegt die Vermutung nahe, dass die Arten unterschiedliche ökologische Nischen ausfüllen.
Zudem fanden wir noch Spinnen der Gattungen Lycosa, Latrodectus, sowie weitere mir unbekannte Arten. Auch einige Geckos und Agamen fanden wir in regelmäßigen Abständen.


Anschließend fuhren wir dann motiviert weiter in den Anti-Atlas und machten unterwegs immer wieder stichprobenartige Stops um nach Skorpionen Auschau zu halten und Fotos zu machen.






Latrodectus tredecimguttatus - 0.1 - Adult


Gecko


Eumeces algeriensis


Saurodactylus brosseti - Juvenil


Buthus cf. elmoutaouakili - 1.0 - Adult


Buthus cf. elmoutaouakili mit Instar 2 Nachwuchs


Bald hatten wir dann auch unsere erste richtige Begegnung außerhalb der Stadt mit einem Marokkaner, der von sich aus sehr freundlich und hilfsbereit war. Zwar war die Verständigung sehr schwierig, aber irgendwie schafft man es ja immer sich zu verständigen, sei es mit Händen, Füßen und einem Lächeln. Er versuchte direkt uns zu helfen und nahm eine Spinne auf die Hand, die Mark in dem Moment fotografierte. Dass er uns dabei nicht half, sondern es beinahe unmöglich machte die Spinne ordentlich abzulichten, war ihm gar nicht bewusst, aber in so einem Moment zählt die Geste. Wir erklärten ihm dann so gut wie möglich, was wir dort machten, bedankten uns für das Gespräch und fuhren dann weiter.
Wirklich spektakuläre Skorpionfunde machten wir nicht, aber die Tour war landschaftlich wunderschön.






Gecko


Saurodactylus brosseti - Juvenil


Scorpio sp. - Juvenil - Instar 2


Anmerkung von Mark: Wir entdeckten stellenweise extrem hohe Populationen von Buthus cf. elmoutaouakili, die definitiv dominante Skorpionart im Antiatlas. Aber auch Scorpio sp. lassen sich oft finden. Besonders an feuchteren Stellen an den kleinen Queds bilden sich kleine Hotspots an denen die Dichte der Scorpio sp. (Adulte, sowie juvenile) besonders hoch ist. Spinnen der Gattungen Lycosa, Latrodectus, Ischnocolus und viele mehr kommen dort auch sehr häufig vor und sind immer wieder schöne Funde.

Am Ende unserer Tour belohnten wir uns mit einem kühlen Getränk aus einem der kleinen Lädchen am Straßenrand.
Diese kleinen Läden kann man überall in Marokko finden und das Angebot ist eigentlich immer das gleiche: Alles was man im Alltag zum Leben braucht.
Dabei handelt es sich eigentlich meist nur um einen einzelnen Raum, der von oben bis unten mit Dingen voll gestopft ist, wobei irgendwo in der Mitte dann eine Theke und eine Kasse steht.
Nach unserer kühlen Belohnung machten wir uns dann auf den Rückweg.




Erinnert ihr euch an die tote Ziege am Wegesrand auf dem Hinweg? Der Markt war längst vorbei, aber die tote Ziege harrte immer noch standhaft ihrem Platze. Ich fragte mich, ob sich da wohl morgen jemand drum kümmern würde.
In Agadir angekommen besuchten wir noch den örtlichen Supermarkt und erlagen der totalen und unglaublichen Reizüberflutung!
Es handelt sich dabei um den einzigen nennenswerten Supermarkt in Agadir, aber der Kontrast zu den allgegenwärtigen Lädchen am Straßenrand war unglaublich. Es war voll, laut, riesig und es gab soviel Zeug dort zu kaufen, dass man gar nicht wusste, wo man zuerst gucken sollte. Es gab alles und davon gab es viel! Die Preise waren im Verhältnis zu Deutschland aber immer noch niedrig. Die Angestellten schienen auch durchaus Englisch zu sprechen, was in Marokko nicht selbstverständlich ist.
Gesundheitsbewusst wie wir sind, verließen wir so schnell wie möglich den Laden nur mit Schokolade, Törtchen, Chips und Softdrinks, um der örtlichen Bevölkerung das gesunde Essen nicht vorzuenthalten.
Im Hotel angekommen bemerkte ich erst mal, wie intensiv die Sonne trotz des bewölkten und diesigen Wetters doch war, denn obwohl ich meine Arme morgens kräftig eincremte, hatte ich mir doch tatsächlich einen ordentlichen Sonnenbrand zugezogen!
Wir waren beide müde und erschöpft, sodass ich meinen Tag mit diesem Tagebuch beendete und wir gingen früh zu Bett.



Tag 3
Donnerstag, der 24.09.15
Agadir - Tiznit - Aglou - Mirleft - Sidi Ifni - Agadir


An diesem Tag wollten wir der Küste in südlicher Richtung bis Sidi Ifni folgen und da die Strecke nicht übermäßig lang werden sollte, standen wir auch nicht zu früh auf. Nach dem Frühstück und immer noch etwas müde, machten wir uns auf den Weg aus Agadir raus Richtung Tiznit. Das Wetter war leicht diesig und bewölkt, aber warm.
Wir kamen auf dem Weg nach Tiznit auch wieder an der toten Ziege vorbei, die natürlich immer noch an Ort und Stelle lag, was mich nun doch davon überzeugte, dass die bestimmt niemand dort weg räumen würde.
Da unsere Vorräte, besonders Getränke, langsam knapp wurden, nahmen wir uns vor beim nächsten Laden anzuhalten und Nachschub zu holen. Allerdings haben wir dabei nicht die Rechnung mit den marrokanischen Feiertagen gemacht: Alle Geschäfte waren geschlossen und die Straßen wie ausgestorben. Das Opferfest und somit der höchste Feiertag im Islam begann zu diesem Zeitpunkt, sodass wir am Ende doch recht sparsam mit unseren Vorräten umgehen mussten.
Die Fahrt an der Küste entlang war wirklich sehr schön, aber auch dort lag oft Müll rum, der die Aussicht trübte.




Formicidae sp.


Myrmeleontidae sp.


Orthoptera sp.


Echse


Es überraschte mich, wie kaputt und "halb fertig" dort vieles war und wie verwahrlost einige Gegenden erschienen. Über das gut ausgebaute Straßennetz ließ sich nicht klagen, aber Häuser wurden oft nur halb fertig gebaut, aber schon bewohnt oder fielen schon wieder in sich zusammen, ohne jemals fertig gestellt worden zu sein.
Das Ziel des Tages war es das Verbreitungsgebiet von Androctonus bourdoni klarer zu definieren, sodass wie speziell nach Habitaten dieser Art ausschau hielten.





Ischnocolus sp. (cf. valentinus)


Buthus cf. atlantis - 1.0 - Adult


Gerne hätten wir auch einig Butheoloides littoralis gefunden. Die Suche erwies sich aber Anfangs als recht ereignislos, bis Mark plötzlich erschrocken und einem Schrei von einem Stein weg sprang, während ich glücklicherweise noch einige Meter entfernt stand. In diesem Moment fuhr mir natürlich auch der Schock in die Glieder, besonders da ich ja keine Ahnung hatte was los war. An diesem recht großen Stein verbarg sich nämlich eine ausgewachsene Kobra und das bescherte mir den Schock des Tages - ach des ganzes Urlaubs! Man geht gleich mit einem ganz anderen Gefühl durch die Gegend, wenn man wirklich sicher weiß, dass es dort so gefährliche Tiere gibt. Besonders wenn man bedenkt, dass ich in genau in diesem Moment fragte, ob ich beim Umdrehen des Steines helfen soll!

Anmerkung von Mark:
Kobras sind ausgesprochene Fluchttiere, sodass auch ich nur die letzten 50cm des tiefschwarzen Tieres sehen konnte. Aber allein diese Ausmaße lassen auf eine Gesamtlänge von mindestens 150cm schließen. Die Intensität des Geräuschs, dass der Körper der Schlange bei der Fortbewegung machte, war schon beeindruckend: Als würde man einen Gartenschlauch durch die Sträucher ziehen.
Es handelte sich bei der Kobra um Naja haje legionis (Auch Marokkokobra genannt), welche in Marokko weit verbreitet, aber sehr selten anzutreffen ist, da die Tiere doch sehr verborgen leben.


Auf dem Rückweg wurden wir dann endlich fündig und konnten den bisher süd-westlichsten Fundort von Androctonus bourdoni verbuchen, sodass Mark sich am Ende doch noch über einen tollen Erfolg freuen konnte, auch wenn es mit den Butheoloides nicht geklappt hat.





Androctonus bourdoni - 1.0 - Adult


Androctonus bourdoni - 1.0 - Adult


Anmerkung von Mark:
Wie so oft fanden sich die Tiere an den Rändern des Ackerlands, da die meisten Androctonus Arten den typisch lehmig-steinigen Bodengrund von Gebirgen nicht bewohnen, sondern auf sandige Flächen an den Ebenen ausweichen.
Butheoloides littoralis ist sicherlich nicht leicht zu finden. Bei den Gattungen besonders kleiner Skorpione muss man entweder den einen Hotspot oder die weit verstreuten Einzeltiere finden, was beides einfach nur vom Glück und den Klimabedingungen abhängig ist.


Wir machten uns dann auf den Weg zurück nach Agadir und Mark schien sich jetzt wirklich an die Fahrweise der Marrokaner zu gewöhnen. Zu diesem Zeitpunkt hat er sich sogar so gut angepasst, dass wir prompt von einer Polizeistreife geblitzt wurden. Zum Glück waren wir nur 14km/h zu schnell, sodass uns der Spaß "nur" 300 Dirham (Grob umgerechnet 30€) kostete. Die Strafen für Verkehrssünden können in Marokko recht empfindlich hoch werden, besonders für Touristen.
Die tote Ziege lag natürlich auch auf dem Rückweg noch an Ort und Stelle. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass diese immer dicker und dicker wurde.

Zurück in Agadir beschlossen wir in der Stadt ein hübsches Restaurant aufzusuchen und uns ein schönes Essen zu gönnen. Wir legten dabei ein Augenmerk auf die einheimische Küche.
Die Stadt am Strand selbst ist besonders Abends extrem überfüllt, bunt, laut und die Menschen sind oft aufdringlich. Daher suchten wir unser Heil in der Flucht und kehrten in ein schönes Restaurant abseits des Trubels ein.
Hier aß ich dann zum ersten Mal eine Tagjine. Dabei fiel die Wahl auf eine Tagjine mit Geflügel und trotz meiner Bedenken, schmeckte mir diese wirklich sehr gut.
Mark entschied sich für eine Tagjine mit allerlei Meeresfrüchten, welche er sichtlich genoss.
So endete unser dritter Tag in Marokko kulinarisch und wohl genährt.


Tag 4
Freitag, der 25.09.15
Agadir - Tiznit - Guelmim - Tagoust - Targa Wassay - Guelmim - Tiznit - Agadir


Früh ging es los, denn wir hatten eine lange Route vor uns!
Das Ziel des Tages war es, einen Blick auf die Androctonus dieser Gegend zu werfen, aber auch einen universellen Eindruck der Habitate dort zu gewinnen.
Die Strecke führte uns über 200 km bis nach Guelmim, wobei wir auch einen Gebirgspass überqueren mussten, was natürlich Zeit kostete. Danach folgten wir dem Tal bis nach Targa Wassay. Wir folgten einer kleinen Piste in die Wüste, wobei ich mir schon irgendwie Sorgen um unseren kleinen Mietwagen gemacht hatte. Nicht auszudenken, was da los wäre, wenn der Wagen plötzlich nicht mehr weiter fahren könne oder die Reifen kaputt wären.
Wir stellten dann den Wagen abseits der Piste ab und gingen zu Fuß weiter.






Palpimanus sp.


Saurodactylus brosseti


Buthus mariefranceae - 0.1 - Adult


Buthus mariefranceae - 0.1 - Adult


Es war sehr heiß an diesem Tag und der Sonnenbrand schien vorprogrammiert, trotz endloser Sonnencreme, was aber auch an unserer südlichen Position gelegen haben mochte.
Unsere kleine Wanderung führte uns über kleine Berge und durch Queds, aber leider blieb die Suche nach Androctonus erfolglos. Nachdem unser GPS Gerät auch noch durchgedreht ist und uns querfeldein in irgendwelche falsche Richtungen schickte, waren wir doch am Ende total erschöpft und ausgelaugt.





Eusparassus sp. - Juvenil


Eumeces algeriensis - Juvenil


Trogonophis wiegmanni


Trogonophis wiegmanni


Trogonophis wiegmanni


Buthus sp. - 1.0 - Adult


Skorpione fanden wir leider kaum welche, aber dafür wirklich schöne Agamen, Skinke, Geckos, eine Schleiche, Solifugen und ganz zum Schluss eine recht stattliche Kobrahäutung.
Letztere beunruhigte mich etwas, aber wir waren zum Glück ja schon fast wieder beim Auto.


Agame


Agame


Anmerkung von Mark:
Wir fanden in diesem Gebiet nur Buthus mariefranceae (Die dominante Skorpionart in dem Gebiet um Guelmim) und Hottentotta gentili.
Bei der Schleichte handelte es sich um ein stattliches Exemplar der Art Trogonophis wiegmanni, welche auch ich das erste mal fand. Die Verbreitung in Marokko scheint recht groß zu sein, aber aufgrund ihrer verborgenen Lebensweise entdeckt man sie doch recht selten.
Erst zuhause wurde mir klar, dass die Abwesenheit vieler Tiere an der großen Überschwemmung im Frühjahr gelegen haben mochte. Da es sich um einen riesigen Talkessel handelt, sammelten sich große Mengen Regenwasser während der frühjährlichen Regenfälle.


Auf dem Rückweg haben wir es dann tatsächlich geschafft uns in Guelmim zu verfahren, denn für den Gebrauch in den Städten ist die Travel Map von National Geographics nicht geeignet (und auch nicht dafür gedacht). Immerhin fanden wir einen Supermarkt in dem wir uns mit Getränken und Süßkram eindecken konnten.
Erfrischt und gestärkt machten wir uns dann auf die Suche nach der Straße Richtung Agadir und wurden letztendlich auch fündig. Die Rückfahrt war nach dem kräfteraubenden und langen Tag in der Wüste sehr anstrengend. Zudem wurde es auch dunkel, was das Autofahren für Mark deutlich schwieriger machte, denn die Marrokaner fahren Nachts noch kurioser und planloser als am Tag, wobei sie oftmals nicht mal funktionstüchtiges Licht oder seltsame bunte Blinklichter am Auto haben. Erst um 22:00 Uhr waren wir dann zurück im Hotel und begaben uns geradewegs ins Bett!


 
Tag 5
Samstag, der 26.09.15
Agadir - Biougra - Ait Baha - Agadir Tizrgane - Ait Messaoud - Ait Baha - Biougra - Agadir


An diesem Tag sollte es nochmal in den Anti-Atlas gehen, denn das südlichste Gebirge Marokkos hat an jeder Ecke etwas interessantes zu bieten und wartet vor allen Dingen mit einer atemberaubenden Landschaft auf.
Da der Tag zuvor sehr anstrengend war, fiel es uns schwer aus den Federn zu kommen und der Tag startete etwas verspätet, was aber nicht so schlimm war, da wir die Strecke zum Teil ja schon kannten.
So fuhren wir wieder in das Gebirge und Mark hielt einig Male an um Stichproben zu machen.






Latrodectus tredecimguttatus - 0.1 - Adult - Beutafang


Gecko


Buthus cf. elmoutaouakili mit Instar 1 Nachwuchs


Tief im Anti-Atlas fand Mark, während ich eine Pause im kühlen Auto machte, dann tatsächlich wunderschöne und ganz schön aggressive Scorpio sp.. Daraufhin machte ich mich auch auf die Suche, trotz der wahnsinnigen Hitze an diesem Tag. Dieses Gebiet war recht feucht im Gegensatz zu dem Rest des Atlases und es fiel sofort auf, dass das Leben sich hier sammelt: Plötzlich fanden sich Tausendfüßer, Termiten und Asseln. In den Bäumen wimmelte es von Bienen und als wir einer kleinen Schlucht folgten, kamen wir in ein Qued, welches tatsächlich noch Wasser führte. Dort tummelten sich dann Frösche und riesige Kaulquappen.

Diplopoda sp.


Diplopoda sp.


Formicidae sp. - Nest



Isoptera sp.


Ischnocolus sp. (cf. valentinus) - Frisch gehäutet


Scorpio cf. mogadorensis - Adult


Scorpio cf. mogadorensis - Adult


Anmerkung von Mark:
Bei den Scorpio handelte es sich wahrscheinlich um Scorpio mogadorensis - eine sehr schöne und einigermaßen große Scorpio Art.
Dieser Reichtum an Lebewesen auf so engem Raum ist ganz typisch für solche Gebiete. Die Tiere flüchten vor der Trockenheit und folgen der Feuchtigkeit, weshalb sich ein Großteil der dortigen Populationen auf engem Raum in Wassernähe sammeln.


Wir machten uns dann langsam auf den Rückweg und entschieden uns dann für einen verschlungenen Pfad mitten durch das Gebirge.






Thomisidae sp. (Eventuell Xysticus sp.)


Buthus cf. elmoutaouakili mit Instar 2 Nachwuchs


Buthus cf. elmoutaouakili - Frisch gehäutet


Die Landschaft war atemberaubend, aber die Straße war furchtbar und sehr gefährlich. Diese führte meist in Serpentinen auf und ab durch ganz winzige abgelegene Dörfer, wobei wir kaum mehr als 30-40km/h fahren konnten. Gegenverkehr war auf dieser engen Straße stets eine Herausforderung, denn links von uns war eine Felswand und rechts von uns ging es steil nach unten.
Doch die Schleicherei durch den Anti-Atlas hat sich aufgrund der tollen Landschaft trotzdem gelohnt: Berge, Täler, Felsen, Geröll und eine Menge Pflanzen vervollständigten das Bild.






Zwischendurch hielt Mark am Straßenrand an und pflückte eine Kaktusfeige. Ich musste mich wirklich überreden lassen diese zu probieren, aber so schlecht war es garnicht, auch wenn die Konsistenz recht seltsam war. Der Geschmack erinnerte mich etwas an Kirschen und war auf jeden Fall sehr süß.

Anmerkung von Mark:
Kaktusfeigen werden besonders im Anti-Atlas in großen Mengen angebaut und die Felder bedecken stellenweise ganze Berge. Die Früchte werden dann meist am Straßenrand oder auf Märkten verkauft. Ursprünglich in Mexiko beheimatet wurde dieser Katus auch in ganz Nordafrika eingeführt, wo der mittlerweile auch wild wächst - es handelt sich dabei um die Art Opuntia ficus-indica. Die Früchte sind mit ganz feinen Stacheln bedeckt, die das Essen recht schwierig machen - umso erstaunlicher ist es, dass die einheimischen Frauen diese oft mit bloßen Händen sammeln. Reife Kaktusfeigen sind orange bis dunkelrot und das Fruchtfleisch sehr kernig.

Obwohl wir dann eigentlich schnell zurück wollten, hielten wir nochmal an einer Stelle an, um Ausschau nach einer weiteren Lokalität von Androctonus bourdoni zu suchen. Die Sonne ließ langsam nach und so machten wir nochmal eine große Runde auf einem vielversprechenden Feld. Dabei waren wir nach kurzer Zeit tatsächlich erfolgreich und Mark sehr zufrieden.




Mantodea sp. - oothek


Saurodactylus brosseti



Anmerkung von Mark:
Dabei ging es um die östliche Eingrenzung des Verbreitungsgebietes von Androctonus bourdoni.
Der Boden dort ist nicht ganz so sandig, wie z.B. bei Tiznit. Ich vermute, dass dies der Grund ist, warum die Art hier in einer viel geringeren Dichte vorkommt.


Den Rest der Strecke legten wir ohne Pausen zurück, denn auch so kamen wir später am Hotel an als geplant. Wir besuchten wieder das schöne Restaurant vom dritten Tag. Dabei gönnte Mark sich eine Tagjine mit Fisch, aber ich blieb lieber bei etwas Bekanntem und bestellte mir eine Lasange Bolognese.
Allgemein sind die Lebenshaltungskosten in Marokko eher gering und das spiegelt sich auch im Restaurant wieder. Trotz einer professionellen Bedienung, edlem Ambiente und sehr gutem Essen, waren die Preise immer noch deutlich geringer, als bei uns in Deutschland. Für rund 20-25€ kann man schon ein ausladendes Menue inklusive Getränke in einem guten Restaurant bekommen.
Erschöpft und mit ordentlichem Sonnenbrand endete so auch der fünfte Tag.



Tag 6
Sonntag, der 27.09.15
Agadir - Tamri - Tamanar - Imessouane - Tamri - Agadir


Etwas später als sonst standen wir auf, frühstückten und machten uns auf den Weg nach Norden. Wir folgten der Küste Richtung Essaouira und die Straße führte uns bei Tamri dann etwas weiter in das Land. Sobald wir Ackerflächen erreichten, beschloss Mark eine Stichprobe zu machen.

Geotrupidae sp.


Coleptera sp. - Paarung



Anmerkung von Mark:
Das Ziel des Tages war es Androctonus mauritanicus im Habitat ausfindig zu machen. Diese Art gibt es schon sehr lange im Hobby und sie wird auch schon seit langem erfolgreich nachgezüchtet, aber zuverlässige Informationen zum Habitat gab es nie und es ist jedes mal etwas ganz besonderes das Habitat dieser Arten zu sehen.


Er war tatsächlich auf Anhieb erfolgreich und kam mit einem Jungtier wieder. Daraufhin wählten wir diesen Ort für eine genauere Suche aus. Es handelte sich um leicht lehmige Ackerflächen, die links und rechts neben der Straße verliefen. Diese wurden von steinigen Hügeln eingegrenzt.
Neben weiteren Skorpionen fanden wir eine Schleiche und eine Menge Geckos. Einen der Geckos hat Mark zum Fotografieren gefangen und dieser rannte später überall an Mark und mir herum - scheinbar wollte er nicht mehr frei gelassen werden. Schade, das man aus Marokko keine Tiere mitnehmen kann!


Coleptera sp. - Mit Milbenbefall


Geophilomorpha sp.



Anmerkung von Mark:
Wir fanden dort ein paar Jungtiere von Androctonus mauritanicus, aber dafür keinen einzigen Adulten. Dazu fanden wir erstaunlicherweise nur ein einziges Buthus Jungtier.
Bei der Schleichte handelte es sich wieder um Trogonophis wiegmanni - welche wir auf dieser Reise nun das zweite Mal fanden. Zwischen beiden Fundorten lagen allerdings hunderte von Kilometern. Erwähnenswert ist das, weil ich auf meinen drei Reisen durch Marokko zuvor nie das Glück hatte auch nur eine zu finden.
Die Geckos ähneln stark Tarentola mauritanica, aber als Unkundiger möchte ich dabei keine genaue Bestimmung abgeben.
Die Mitnahme von Tieren ist übrigens absolut verboten. Besonders bei Wirbeltieren und geschützten Arten sind empfindliche Strafen zu erwarten!


Trogonophis wiegmanni


Trogonophis wiegmanni


Trogonophis wiegmanni


Wir stießen irgendwann auf ein kleines Qued in einer Schlucht gelegen mit bizarr wachsenden Bäumen. Ein faszinierender Anblick! Kurz darauf kam uns ein Hirte entgegen, der uns freundlich grüßte. Er führte eine Herde Ziegen durch die Felsen und besonders fiel mir das niedliche Dromedar auf, welches mit stoischer Gemütlichkeit inmitten der hektischen und lauten Ziegen ausharrte. Mark interessierte sich kaum für derartige Tiere oder die Landschaft. Er blickte stetig suchend auf den Boden - voll in seinem Element!



Lycosidae sp. - 0.1 - Adult


Gecko


Wir machten uns dann auf den Weg zurück und Mark beschloss noch einen Versuch in Richtung Küste zu wagen. Dazu bog er einfach recht wahllos in eine größere Straße ein, der wir dann folgten. Diese führte uns durch Schluchten dann direkt zur Küste in ein wirklich schäbiges kleines Städtchen! Man konnte wieder deutlich sehen, dass Ordnung und Sauberkeit hier wenig Bedeutung hat - allerdings positiv betrachtet auch materielle Dinge hier nicht einen so hohen Stellenwert haben.
Auffällig waren wieder die halb fertigen Gebäude, teils recht neu und teils schon Jahre alt.
Wir drehten um und fuhren zurück. Dabei machte Mark in Sichtweite der Küste an einer Senke halt um ein paar Fotos zu machen, doch in der Senke waren ein paar verführerische große Steine, die Mark nicht unbeachtet liegen lassen konnte. Er machte sich auf den Weg in die Senke und fand doch tatsächlich einige Androctonus!





Ischnocolus sp. (cf. valentinus)


Geophilomorpha sp.


Saurodactylus brosseti


Androctonus mauritanicus - 0.1 - Adult


Nach diesem Erfolg konnten wir ausnahmsweise mal wirklich früh zurück in das Hotel und einen ruhigen Abend genießen.

Anmerkung von Mark:
Eigentlich wollte ich in der Senke nur nach Buthus Ausschau halten, da wir ja nur ein juveniles Tier fanden (unmöglich zu bestimmen). Doch zu meiner Überraschung war der Boden recht sandig dort und unter dem ersten großen Stein fand ich sich ein adultes Androctonus mauritanicus Männchen. Ich suchte direkt weiter und fand unter fast jedem größeren Stein noch adulte, sowie juvenile Tiere. Allerdings keinen einzigen Buthus. Hier bestätigt sich unsere Erfahrung zu Androctonus bourdoni und Androctonus gonneti wieder einmal: Die Dichte der Androctonus Populationen nimmt zur Küste hin zu.
Der Boden war typisch sandig (aber nicht zu feiner Sand) und es gab viele große Steine. Dazu leichter Bewuchs durch Sträucher und Bäume. Optimale Bedingungen für Androctonus Arten!
Auch fand ich eine Menge Geckos (Saurodactylus brosseti) und verschiedene Spinnen, wie Lycosa sp..


Unterwegs hielten wir vor einer Höhle in den küstennahen Felsen an, die wir in circa 15 Minuten zu Fuß erreichen konnten. Dort gab es zwar keine Skorpione, aber wir konnten ein paar schöne Fotos machen.







Derartige Höhlen werden gerne von Ziegen als Unterschlupf benutzt, was man an der Zentimeter dicken Kotschicht auf dem Boden der Höhle und dem penetranten Gestank nach Ziege leicht feststellen konnte.
Weiter auf der Rückfahrt sah ich einen Mann, der Colaflaschen aus dem Müll angelte und die Reste zusammen goss. An derartigen Bilder hatte ich mich immer noch nicht gewöhnen können. Genauso erschrak mich immer wieder der Müll in den belebteren Gegenden. Teilweise waren die Bäume so mit Plastiktüten behangen, dass es aus der Ferne so aussah, als würden sie blühen.
Zurück am Hotel machten wir uns fertig und besuchten die Stadt, denn wir brauchten noch immer Postkarten. Wenn man die Natur und Ruhe liebt, wird man in den größeren Städten keine Freude finden. An jeder Ecke versuchen Kellner einen förmlich in die Restaurants zu ziehen, Straßenverkäufer und Schausteller versuchen einem das Geld aus dem Taschen zu leiern und Ladenbesitzer können äußerst aufdringlich werden. Zudem war ja auch noch dieses Volksfest rund um das Opferfest und am Strand war eine Art Jahrmarkt aufgebaut, was die ganze Situation noch verschlimmerte. Für uns hieß es dann Augen zu und durch! Letztendlich kauften wir unsere Postkarten und aßen bei McDonalds, doch diese kurze Tour war psychisch anstrengender als ein ganzer Tag Wüste.
Der Tag endete also mit dem seeligen Beschriften unserer Postkarten im Hotelzimmer.




Tag 7
Sonntag, der 28.09.15
Agadir - nordlicher Küstenstreifen - genaue Lokalität vorserst unter Verschluss - Agadir


An unserem letzten Tag ging es nochmal richtig früh los, um unsere Tour mit genügend Zeit antreten zu können. So Frühstückten wir in aller Eile - es gab eh jeden Tag das selbe Buffet - und machten uns auf den Weg.

Anmerkung von Mark
Eigentlich hatten wir für diesen Tag eine weitere Tour durch den Anti-Atlas geplant, da es dort immer wieder neue Ecken zu entdecken gibt. Nachdem wir aber am Vorabend die Karte genau studiert haben und die Geographie nochmal genauer analysierten, haben wir uns kurzfristig umentschieden und planten, uns den nördlichen Küstenstreifen noch einmal genauer anzuschauen, in der Hoffnung hier eine mir bekannte Androctonus sp. nov. ausfindig zu machen.
Die genaue Lokalität und Route werde ich daher noch nicht bekannt geben.


Als wir das Hotel verließen, standen wir plötzlich im Regen! In der Hoffnung, dass es bald aufhören würde, fuhren wir trotzdem Richtung Norden. Je weiter wir fuhren, umso besser wurde das Wetter zu unserer Freude. Wir waren dann doch erleichtert, die Route geändert zu haben, denn wir flüchteten praktisch vor dem schlechten Wetter aus dem Süden.
Während des starken Regens und dem Dämmerlicht des Morgens fuhren sogar die Marokkaner vorsichtiger. Es waren erstaunlich viele Polizisten an den Kreuzungen positioniert und wir vermuteten, dass es mit dem Ende der Feiertage zusammen hing.
Nach einer recht langen Autofahrt fanden wir dann endlich ein paar Buthus und Androctonus Häutungen. Diese Funde motivierten uns bei der Suche und wir fuhren ein kleines Stückchen weiter. Mittlerweile schien sogar die Sonne.






Lycosidae sp. sp. - 0.1 - Adult - Mit Kokon



Als wir dann noch ein Stück weiter fahren wollten und unsere Sachen einpackten, kam plötzlich eine ältere Frau des Weges. Diese gestikulierte auf ihre leere Wasserflasche und redete ununterbrochen auf Arabisch auf uns ein. Wir gaben ihr dann eine ganze Flasche voll Wasser und dachten, dies hätte sich damit erledigt. Nun hörte die Frau erst recht nicht auf, uns eindringlich irgendwas auf Arabisch zu erzählen. Egal ob auf Englisch, Deutsch oder Französisch - Mark konnte ihr nicht klar machen, dass wir kein Wort verstanden. Das wurde dann umso gruseliger, als wir uns notgedrungen einfach ins Auto setzten und die Frau sich am geöffneten Fenster festhielt. Das wäre alles halb so schlimm gewesen, wenn sie nicht so unfassbar dreckig gewesen wäre und nicht derartig nach Urin gestunken hätte. Reflexartig betätigte ich den Knopf für das Türschloss, bevor sie sich noch einfach ins Auto setzte oder ähnliches.
Mark entschuldigte sich mehrfach auf verschiedensten Sprachen und fuhr dann langsam los, während die Frau sich noch immer festhielt und uns weiterhin ihre Lebensgeschichte auf Arabisch vermittelte. Irgendwann ließ sie dann doch los und wir fuhren ein paar Kilometer weiter, bis wir eine sehr erfolgversprechende Stelle fanden, an der Mark dann seine Runde drehte, während ich entspannte.






Thomisidae sp. (Eventuell Xysticus sp.)


Buthus sp. - 0.1 - Adult


Buthus sp. - 0.1 - Adult


Buthus sp. - 1.0 - Adult


Androctonus sp. nov. - 1.0 - Adult


Die Suche war auch mit Erfolg gekrönt und wir machten uns dann gemeinsam auf die Suche für die Fotodokumentation der Tiere.
Dieser Küstenstreifen war recht schön und verlassen. Spannend waren die lustigen Hörnchen, die überall Gangsysteme anlegten und sich recht gut aus dem Auto heraus beobachten ließen.

Anmerkung von Mark:
Wir wiesen tatsächlich eine weitere Population einer in Arbeit befindlichen Androctonus sp. nov. nach, wodurch wir das Verbreitungsgebiet für die kommende Arbeit noch weiter definieren konnten. In Habitat fanden wir zudem auch einige Buthus sp., deren Population aber nicht so dicht, wie die der Androctonus war.
Um was für "Hörnchen" es sich da genau handelt, die man oft in Marokko findet, weiss ich nicht. Zum einen sieht man häufer das sogenannte Atlashörnchen, aber es gibt noch eine andere Art von in Kolonien lebenden Kleinsäugetieren, die man regelmäßig antrifft.


Während wir arbeiteten, rückten von allen Seiten Gewitterwolken langsam näher. Noch in der Ferne, aber schon in Sichtweite hörte man es kräftig grummeln und sah Blitze über den Himmel zucken. Da machten wir uns auf den Weg zurück und uns wurde erst bewusst, wieviel Glück wir mit dem Wetter hatten. Je weiter wir wieder südlich Richtung Agadir fuhren, umso schlechter wurde das Wetter. Die Straßen und Gehwege waren mancherorts völlig überschwemmt, da es in kleineren Städten keine Straßenabläufe gibt.
Gegen 18 Uhr waren wir zurück im Hotel, machten uns hübsch und gingen dann wieder in das uns bekannte schöne Restaurant. Während wir dort saßen, zog eine Schar Soldaten auf Patrouille mit Pistolen und Gewehren bewaffnet durch die Straße.

Anmerkung von Mark:
Im ersten Moment befremdlich, zeigt dies den hohen Stellenwert der Sicherheit in Marokko. Soldaten sind stets freundlich und zuvorkommend, solange man sich an die Spielregeln hält.

Während ich mir eine Pizza Bolognese bestellte (Mir ist bekanntes Essen doch irgendwie immer lieber), gönnte Mark sich eine große Fisch- und Meeresfrüchteplatte. Zur Feier des Tages bestellten wir uns auch einen schönen Nachtisch: Mousse au Chocolat und Crème brûlée.
Zudem bestellte Mark sich jedes Mal den typisch marokkanischen Minztee, welcher mir aber etwas zu intensiv war.
Voll gefuttert und erschöpft machten wir uns auf den Weg zurück zum Hotel. Unterwegs wurde Mark dann von einem jüngeren Marokkaner angesprochen, der uns die Tage schon mehrfach über den Weg lief. Dieser wollte uns dann zu seinem Straßenzelt einladen, um mit ihnen zu trinken und Gras zu rauchen, was wir natürlich höflich ablehnten.
Zurück auf dem Zimmer machten wir uns dann fertig für die Heimreise. Da bemerkte ich erst, dass ich trotz des bewölkten Wetters wieder einmal einen Sonnenbrand bekommen hatte. Man muss wirklich höllisch aufpassen, wenn man unterwegs ist, egal wie schlecht das Wetter zu sein scheint. Die Sonneneinstrahlung ist einfach ungleich intensiver, als in Deutschland.
So endete der letzte Tag in Marokko und wir gingen erschöpft zu Bett.



Tag 8
Montag, der 29.09.15
Agadir - Agadir Airport


Ab hier gibt es nicht mehr viel zu berichten. Nach dem Frühstück und dem letzten Packen brachen wir Richtung Flughafen auf, wobei wir viel Reservezeit einplanten. Dies war auch gut so, da sich die Rückgabe des Wagens dank unbesetztem Schalter als schwierig erwies. Erst einige Telefonate und eine Menge Wartezeit später, tauchte jemand auf um unseren Wagen entgegen zu nehmen und die Kaution zurück zu buchen.
Ohne weitere Vorfälle und mit einer Heidenangst meinerseits flogen wir dann zurück nach Amsterdam.
Dort war man nicht in der Lage die Luftbrücke am Flugzeug anzudocken und wir mussten in dem stickigen Ding noch eine weitere Stunde verbringen, bevor man fahrbare Treppen an das Flugzeug brachte. Mittlerweile war es 3:00 Uhr Nachts.
Da wir nichts aus Marokko mitgenommen haben, konnten wir dann völlig entspannt durch den Zoll gehen und uns auf die Heimfahrt nach Ibbenbüren machen. Natürlich verfuhren wir uns zweimal auf dem Weg zurück, sodass die Heimfahrt länger dauerte, als geplant. Nach einer kurzen Schlafpause im Auto zwischendurch, kamen wir dann früh am Morgen zuhause an.
So endete mein erstes richtiges Abenteuer!


Fazit:

Diese Reise hat mir rundum eine Menge neue Eindrücke und Erfahrungen jenseits unserer gewohnten europäischen Welt beschert. Der anfägliche Kulturschock ist schnell überwunden, wenn man dieses Land aufgeschlossen und unvoreingenommen besucht.
Die Landschaft mit ihren außergewöhnlichen Tieren und Pflanzen ist einfach atemberaubend schön und bietet an jeder Ecke neue Überraschungen, sodass nie langeweile aufkommt.
In den größeren Städten, besonders in den Einkaufspassagen für Touristen und den Restaurantstraßen sind die Menschen oft etwas aufdringlich, aber besonders auf dem Land sind die Menschen stets freundlich, hilfsbereit und offenherzig. Die Kultur ist, eben weil sie so gegensätzlich und freiheraus ist, interessant und spannend.
Ich würde dieses Land jederzeit wieder besuchen, aber für mich steht fest, dass ich dann wieder mit dem Auto die Landschaft erkunden und die Touristenhochburgen meiden würde.
Dieser inszenierte Touristenrummel ist mir einfach zu künstlich, zu laut und zu stressig. Lieber genieße ich die Ruhe der Natur, die echte Kultur des Landes und erlebe die Menschen in ihrer Natürlichkeit.
Auch die Suche nach Skorpionen und anderen spannenden Tieren hat mir erstaunlich viel Spaß gemacht und gestaltete sich sehr spannend.
Ich bin mir sicher, dass ich Marokko mit Mark nicht das letzte mal besucht habe und wir noch viele Abenteuer erleben werden.


P.S.
Ich danke herzlichst Bastian Rast für die sachkundige Bestimmung der Spinnen!

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